Ude und Nürnberger in Velden - Politiker von ihrer menschlichen Seite

12. Mai 2013

VELDEN — Es war eine etwas ausgefallene, in dieser Form wohl bislang noch kaum erlebte Wahlveranstaltung des SPD Unterbezirks Nürnberger Land in der Musikhalle der Stadt Velden: Nicht trockene, nüchterne oder gar langweilende Partei- und Wahlprogramme standen im Mittelpunkt des Abends, sondern ein literarisch-politisches Gespräch zweier Politiker, die sich auch als Buchautoren einen Namen gemacht haben.

Bericht von Siegfried Fuchs in der Hersbrucker Zeitung

Bericht auf den Seiten der Nürnberger Nachrichten

Christian Ude, Oberbürgermeister der Stadt München und SPD-Spitzenkandidat für die Landtagswahlen, sowie Christian Nürnberger, SPD-Wahlkreiskandidat für den Bundestag, begeisterten das Publikum, unter ihnen mehrere SPD-Mandatsträger aus dem Landkreis, mit Auszügen aus ihren Werken.

Der Münchner Christian Ude hatte von Anfang an die Zuhörer für sich gewonnen, als er von der herrlichen Landschaft des Pegnitztals schwärmte, die „nicht die CSU, sondern der Herrgott geschaffen“ habe. Als zukünftiger Ministerpräsident und Chef einer SPD-Regierung wolle er dafür sorgen, dass es den Bürgern in Bayern in vielen Bereichen besser gehe. Als Beispiele nannte er den Erhalt der wohnortnahen Schulen und das Problem der steigenden Finanznot der Kommunen („Der momentane Schuldenabbau findet zu Lasten der finanzschwachen Gemeinden statt!“). Mit einem Seitenhieb auf Seehofer prangerte er an, dass diesem nach 56 Jahren CSU-Regierung neuerdings die Schaffung eines Heimatministeriums eingefallen sei. Nicht so etwas, sondern eine neue Regierung bräuchten wir, forderte er unter Applaus der Anwesenden.

Nach diesem kurzen Exkurs in die Tagespolitik übernahm der anerkannte „Politiksatiriker“ Christian Ude das Wort. Humorvoll und geistreich erzählte der gebürtige Münchner aus seinem Buch „Mein Pinselohrschwein und andere große Tiere“. In bester Manier eines Kabarettisten schilderte er seinen Beitrag zum Muttertag („Ich mache morgens den Kaffee, sie das Jahr über den Rest“), seinen Kampf mit der Espressomaschine („Mit dem Wort Entkalken war nicht ich, sondern die Maschine gemeint“) und seinen ersten Tag nach der Wahl zum Oberbürgermeister. Denn bei seiner Heimkehr meinte die beste aller Ehefrauen nur, „jetzt ist der Wahlkampf vorbei, jetzt ist der Abwasch fällig“. Ude begeisterte, von Lachsalven und Beifall unterbrochen, mit Witz und Ironie sein Publikum.

In puncto Satire stand ihm der zweite Autor des Abends, SPD-Bundestagskandidat Christian Nürnberger, in nichts nach. Der im Laufer Ortsteil Schönberg geborene freischaffende Publizist, verheiratet mit der ZDF-Moderatorin Petra Gerstner, begründete zunächst kurz seine Kandidatur. Es gehe ihm um die soziale Gerechtigkeit in diesem Land und die Erhaltung der Demokratie. Nach 22 Jahren als freier Autor möchte er sich aktiv in die Politik einbringen. „Die Kinder sind groß und der Hund ist tot“, meinte er augenzwinkernd.

Bei der (mit Ude abwechselnden) Lesung aus seinen Werken pointierte er humorvoll am eigenen Beispiel die Familien- und Gleichstellungspolitik. Dazu gehörte natürlich ein ausführlicher Rückblick auf seine Funktion als Hausmann. „Das ganze Programm - Kochen, Putzen, Waschen, Bügeln, Einkaufen, Windeln wechseln - habe ich ein Jahr lang erledigt und dabei graue Haare bekommen.“ Bekanntlich hatte er vor 22 Jahren seinen Job gekündigt, um für die Kinder da zu sein, und von zu Hause aus gearbeitet („Ab da eigentlich zwei Jobs“).

Kaum zu glauben seine temperamentvolle Schilderung, als er einmal das hungernde Kleinkind zum Stillen der Mutter in die Sendezentrale bringen wollte (musste). Vom abweisenden Wachmann („Dümmste Ausrede seit langem, um unberechtigt ins Studio zu kommen“) bis zum zufällig auftauchenden und helfenden Otfried Fischer - mit seiner fast leidenschaftlich vorgebrachten Erzählung löste Nürnberger Heiterkeit bei den Zuhörern aus.

Ein weiteres Thema, das ihm am Herzen liege, sei die Stärkung der lokalen wirtschaftlichen Infrastruktur, etwa durch Dorfläden, und die Sicherung regionaler Wirtschaftskreisläufe. Lösungsansätze seien der Einkauf im kleinen Buchladen (anstelle Amazon) und ein Auftrag an den örtlichen Schreiner (anstelle IKEA), denn die würden Steuern vor Ort zahlen.

Den humorvollen Abend, die aktuelle Tagespolitik aber nicht ganz außer Acht lassend, hatte Landtagsabgeordneter Dr. Thomas Beyer mit der Ankündigung „Christian und Christian - zusammen sind sie unschlagbar“ eingeleitet. In Mittelfranken schlage das Herz der bayerischen SPD, was der tolle Besuch, immerhin war Vatertag, in der übervollen Musikhalle beweisen würde.

SPD-Bürgermeister Herbert Seitz stellte kurz die „zweitkleinste Stadt“ in Bayern und ihre Probleme („Die Stärkung des ländlichen Raums ist ausgeblieben“) vor. SPD-Unterbezirksvorsitzende Martina Baumann wies auf die zahlreichen Veröffentlichungen der beiden Gastpolitiker hin und SPD-Ortsvorsitzender Karlheinz Aschenbrenner bedankte sich mit einem kleinen Präsent für den engagierten Auftritt der beiden Kandidaten. Für die schwungvolle musikalische Begleitung sorgte Veltuna Brass unter Leitung von Peter Grund.

Nach einer Diskussion über die Landesbankaffäre gehörte Bundestagskandidat Christian Nürnberger das Schlusswort: „Politiker können nicht alle Probleme lösen, aber der Bürger kann sich beteiligen, dass seine Probleme regional gelöst werden - dazu möchte ich im kommenden Bundestag beitragen.“

Bild und Artikel: Siegfried Fuchs

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