Nürnbergers Visionen zu Jugend und Politik - „Die Maschinen müssen unser Einkommen bezahlen“

04. April 2016

Er ist 65, lebte immer in Frieden, Freiheit und Wohlstand. Christian Nürnberger hat einen Lebenslauf hinter sich, den – so seine These beim Kamingespräch des SPD Unterbezirksprojekts 10U25 – noch viele junge Leute vor sich haben: Quer, flexibel, spannend. Er selbst war u.a. Physiklaborant in einer Laufer Firma, studierte Theologie, Philosophie und Pädagogik, war Journalist, Vollzeit-Hausmann. Heute arbeitet er hauptsächlich als Autor und Publizist. 2013 kandidierte der gebürtige Schönberger für den SPD Unterbezirk für den Bundestag und erzielte das fünftbeste Ergebnis unter Bayerns SPD Kandidaten, scheiterte jedoch am aussichtlosen Listenplatz 33.

Christian Nürnberger sorgt sich um die Zukunft. Sorgt sich darum, dass seine Kinder einmal nicht mehr auf eine so glückliche Lebenszeit zurückblicken werden. Darum sei es so wichtig, sich politisch zu engagieren. Es sei wichtig, über den eigenen Tellerrand hinauszublicken und zu erkennen, dass es nicht genüge, nur nach sich selbst und seiner eigenen Familie zu schauen. Denn: „Wenn es den eigenen Kindern gut geht, den anderen aber schlecht, dann gibt es Neid, Unzufriedenheit und letztlich Hass, Kriminalität und Unfrieden.“ Selbst Bildung, so Nürnberger, werde nicht mehr ausreichen, um Wohlstand zu sichern. „In einer Zeit der zunehmenden Digitalisierung wird es auch zum Arbeitsplatzverlust bei Akademikern kommen.“ Er sieht daher ein bedingungsloses Grundeinkommen als quasi unvermeidbar an. „Die Maschinen müssen unser Einkommen bezahlen“, das heißt der Gewinn, der durch Maschinen erwirtschaftet wird, müsse zu 50% umverteilt werden und eben nicht zu 100% beim Unternehmen bleiben.

Christian Nürnberger bei 10u25

Eine lebhafte Diskussion mit den anwesenden Jugendlichen und auch ein paar Über- 25Jährigen schloss sich an Nürnbergers Ausführungen an. Viele Ideen wurden ausgetauscht, düsteren Visionen optimistischere Lösungsansätze entgegengesetzt. So waren sich alle einig, dass ein europäisches Gegengewicht zu Konzernen wie Apple oder Amazon notwendig sei, das für mehr Steuergerechtigkeit sorgt. TTIP müsse unbedingt verhindert werden, vor allem um ein Zeichen zu setzen, dass die Lobbyisten nicht immer siegen, sondern das Volk noch Macht habe. Auch die Parteien, Betriebsräte, Gewerkschaften und andere Organisationen sollten internationaler denken. Das Internet und soziale Netzwerke könnten hierbei eine wichtige Rolle spielen. Laut Nürnberger machen das Internet und soziale Netzwerke „Dumme dümmer und Kluge klüger“, doch seien diese Medien heutzutage nicht wegzudenken und eine große Chance zur globalen Vernetzung und Bewegungen.

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