Die SPD im Nürnberger Land hatte erstmals einen Bus organisiert, um gemeinsam den politischen Aschermittwoch in Vilshofen zu erleben. Aber wer hat Zeit an einem Werktag eine solche Tour anzutreten? Dementsprechend war es eine bunte Mischung aus Studierenden, Lehrkräften und Rentnern, und die ehemaligen Bürgermeister Wolfgang Plattmeier (Hersbruck) und Hannes Schönfelder (Feucht). Dazu hatten sich Betriebsräte, Unternehmer und der Bürgermeister Gerd Kubek aus Henfenfeld für diesen Tag freigenommen. Und es waren nicht nur Parteimitglieder dabei.
Den politischen Aschermittwoch der SPD in Vilshofen erlebten viele als die größte Veranstaltung dieser Art, da sich in Passau weit weniger CSU Mitglieder einfinden konnten. Dieses „WOW“ Erlebnis war vielen aus dem Nürnberger Land schon die Reise wert. Dazu kamen dann noch die einzelnen Reden, die mit Hilfe von Monitoren auch im engen Zelt überall verfolgt werden konnten.
Florian Pronold, Vorsitzender der bayerischen SPD, überzeugte mit seiner Rede, die pointiert und prägnant war. Er verwies auf die Internetseite „Drehhofer.de“, die letzte Woche vom politischen Gegner schwer kritisiert wurde. Die Genossen am Tisch kennen die Seite und waren sich sofort einig: Der Titel ist vielleicht populistisch, aber ansonsten ist die Seite sehr sachlich, gut aufbereitet und macht einfach nur deutlich, bei welchen Themen Horst Seehofer seine Meinung geändert hat.
Christian Ude bekam aus dem Nürnberger Land großen Zuspruch für die Ausführungen, warum die SPD in Bayern „verfassungspatriotisch“ ist. Die Verfassung verpflichtet die Banken dazu, sich am Gemeinwohl zu orientieren. Ebenso ist ein angemessener Lohn für die Arbeit zu zahlen. Er verwies auf das christliche, soziale Menschenbild, das sich nicht in einem Namenszusatz, sondern in einer Haltung ausdrücken sollte. „Und diese christliche Grundhaltung findet sich in der SPD. Es ist gut, dass dies so deutlich gesagt wird!“, stimmt die Unternehmerin Sabine Raschendorfer zu.
Ude lässt in einem Abschnitt seine kabarettistischen Fähigkeiten aufblitzen und verarbeitet die Meinungswechsel der CSU ebenso wie das Aufgreifen von SPD-Initiativen und die „Abschreibementalität“. Ein Satz, den er einem Angestellten der Staatskanzlei in den Mund legt („Pass auf, das nicht das kommunistische Manifest herumliegt, am Ende schreibt der Seehofer auch das noch ab“), erheiterte auch die Runde aus dem Nürnberger Land.
Peer Steinbrück begann seine Rede schwungvoll und fand Schnittmengen zwischen Nord und Süd, sich und Christian Ude. Ude zeichne sich durch eine „norddeutsche Geradlinigkeit“ aus, er, Steinbrück, habe eine „bajuwarische Ausdrucksfähigkeit“. Die, wie Steinbrück richtig bemerkte, nicht immer die Zustimmung der Genossen findet. Dass der norddeutsche Kanzlerkandidat auch „bayerisches Bierzelt“ kann zeigte sich in der folgenden Stunde. Brilliant in freier Rede arbeitete er pointiert die Themen ab. Und fühlte sich dabei sichtlich wohl auf der Bühne.
Der Rückblick auf die große Koalition und deren Verdienste wurde am Tisch sehr kritisch verfolgt. Zustimmung gab es dann für Sätze wie „Das Konjunkturpaket ist die Basis, dass Deutschland heute im europäischen Vergleich dasteht wie Alice im Wunderland.“
Steinbrück beschäftigte sich weiter mit zentralen Themen wie Rentenkonzept, Integration, Erwerbstätigkeit von Frauen, Finanz- und Steuerpolitik sowie prekäre Beschäftigung. „Dumpinglöhne sind kein Geschäftsmodell“ fand die komplette Zustimmung im Zelt. Der lange Applaus am Ende zeigte, dass Steinbrück bei der Parteibasis gut angekommen war.
Im Bus sorgte Ortsverein Henfenfeld für das leibliche Wohl und so konnten gut gestärkt die Redner und die Inhalte nachdiskutiert werden. Natürlich hat man den ein oder anderen derben Spruch gehört, aber insgesamt können alle drei Reden eingeordnet werden unter prägnant, pointiert und mit Niveau. Die zentralen Kernthemen wurden gut herausgearbeitet. Und ebenso, dass sich die Regierungskoalitionen in Bund und Land momentan viele SPD Ideen zu eigen machen.
Aus Vilshofen nahmen die Reisenden nach eigener Aussage „ein gutes „Wir-sind-SPD“ und positive Energie für den Wahlkampf“ mit. Die Erwartungen, auf ein volles Zelt mit guter Stimmung und hervorragende Redner zu treffen wurde voll erfüllt und sogar noch übertroffen.
In Vilshofen zeigte sich, dass die BayernSPD aus ganz Bayern ihre Mitglieder und Sympathisanten im großen Stil mobilisieren kann.
Doch dem nicht genug. Am Abend füllte die SPD im Nürnberger Land auch die Bürgerhalle in Schwarzenbruck.
(siehe weiterer Beitrag)