Ist Kommunalpolitik sexy?
Ist Kommunalpolitik sexy? Diese provokante Frage stellte die AsF Nürnberger Land auf ihrem 5. Frauenstammtisch. In ihrer Begrüßung ging die AsF-Vorsitzende Claudia Hälter auf den Frauenanteil in den Parlamenten ein.
Der Frauenanteil im bayrischen Landtag ist in den letzten 10 Jahren um fast 5 % gesunken, er liegt aktuell bei 26,8%. Auch die Kommunalpolitik ist sehr männerdominiert. Nicht einmal 10% der Bürgermeisterämter sind mit Frauen besetzt. Bei den Landratsämtern sieht es noch schlechter aus. 66 Landräten stehen gerade einmal 5 Landrätinnen gegenüber. Dabei ist laut einem Forschungsprojekt der Hochschule Landshut das Interesse an Politik bei Frauen und Männern gleich hoch. Aber bei den Themenschwerpunkten driftet das Interesse auseinander. Dazu kommt, dass Frauen oft mehr Verantwortung in der Familie übernehmen. Gemeinderatssitzungen am Abend sind damit schlecht zu vereinen. Die Entscheidung, sich für ein kommunales Amt zu bewerben wird dadurch nicht unbedingt begünstigt und die Aussicht auf stundenlange Sitzungen ist auch nicht sehr verlockend. Warum sollte sich „Frau“ also in der Kommunalpolitik engagieren? Die SPD Frauen holten sich für diese Diskussion kompetente Hilfe in Person von Martina Baumann, der 1. Bürgermeisterin von Neunkirchen am Sand. Diese leitete die Diskussion mit einem Impulsreferat ein, in dem sie deutlich machte, dass Kommunalpolitik viel attraktiver ist als man denkt. Das Themenspektrum in der Kommunalpolitik ist fast so breit wie das Leben selbst. Unglaublich komplex und ebenso spannend. Zwischen den einzelnen Fraktionen existieren natürlich auch Meinungsverschiedenheiten, aber es ist immer wieder befriedigend, wenn es gelingt, verschiedene und auch widersprüchliche Positionen zu einem guten Kompromiss zu vereinen. Der Austausch von Argumenten ist kein sinnloses Ritual, sondern kann zu einer guten demokratischen Lösung führen. Letztendlich trägt man in der Kommunalpolitik aktiv zur Demokratie bei. Nicht umsonst bezeichnet man die Kommunalpolitik auch als Keimzelle der Demokratie. Sich mit Fakten vertraut zu machen, Unterlagen zu lesen und auszudiskutieren, Interessensverbänden und Bürgervereinen zuzuhören, um die bestmögliche Lösung zu finden, bewegt etwas und die Möglichkeit zu haben, sein unmittelbares Umfeld mit zu gestalten ist durchaus reizvoll und aufregend. Wenn man sich nun im Duden verschiedene Synonyme zu „sexy“ ansieht, so stößt man auch auf Worte wie z. B. aufregend, fesselnd, attraktiv und reizvoll, die man durchaus auch auf die Kommunalpolitik anwenden kann. Im Umkehrschluss kann also Kommunalpolitik auch durchaus sexy sein. Die anwesenden Frauen, unter denen sich auch einige Gemeinderätinnen befanden, folgten den Ausführungen von Martina Baumann interessiert und amüsiert und es entstand eine rege Diskussion über familienfreundliche Planung von Gemeinderatssitzungen, der Quotierung von Wahllisten und die vielen Möglichkeiten, die die Kommunalpolitik bietet, sich aktiv an der Entwicklung der eigenen Gemeinde zu beteiligen. Zum Abschluss rief die Vorsitzende Claudia Hälter die Frauen auf, sich für die nächsten Kommunalwahlen 2020 aufstellen zu lassen. .