Als erster Deutscher nach Oradour-sur-Glane eingeladen - (Nürnberger Nachrichten, 21.2.13)
Schwaig - "Sehr bewegende Erlebnisse" hatte der Schwaiger Altbürgermeister und SPD-Bezirksrat Fritz Körber kürzlich in Paris. Er nahm dort an einer Veranstaltung des Goethe-Instituts teil, bei der es um deutsch-französische Partnerschaften, das 50-jährige Jubiläum des Elysée-Vertrags und um Oradour-sur-Glane ging.
Der 73-jährige Kommunalpolitiker aus Behringersdorf freut sich, dass er als erster Deutscher offiziell von Bürgermeister Raymond Frugier zu Gedenkfeierlichkeiten in den Ort eingeladen worden ist, in dem die SS-Einheit „Das Reich“ am 10. Juni 1944 ein schier unvorstellbares Massaker angerichtet hat. Im Goethe-Institut fand eine Filmvorführung statt. „Ich war überwältigt vom Interesse – der Saal war überfüllt“, sagt Körber über diese Veranstaltung mit anschließender Diskussion.
Der Film „Ein Leben mit Oradour“ ist schwere Kost. Da geht es um das fürchterliche Massaker von Oradour, bei dem Deutsche auf brutalste Weise einen ganzen Ort ausgelöscht haben. Robert Hebras, der das Grauen überlebte, der Mutter und beide Schwestern bei diesem gnadenlosen Morden verlor, setzt sich trotz oder gerade wegen seines persönlichen Schicksals unermüdlich für Versöhnung und eine zukunftsgerichtete Partnerschaft zwischen Deutschen und Franzosen ein (die Pegnitz-Zeitung berichtete mehrfach).
Dieser Film wurde auch schon in unserer Region gezeigt – als Aufruf zum Nachdenken, vor allem für jüngere Menschen, die Oradour allenfalls mit nüchternen Geschichtsdaten verbinden, falls ihnen das Wort überhaupt etwas sagt. Fritz Körber, langjähriger Freund Robert Hebras, hat sich dafür stark gemacht und auch finanziell dazu beigetragen, dass dieser Film in deutscher Sprache unters Volk kommt. Das brachte dem Beauftragten für Partnerschaft und Völkerverständigung des Bezirks Mittelfranken in Frankreich Anerkennung. Die mittlerweile 30 kommunalen Partnerschaften zwischen Mittelfranken und dem Limousin waren ein weiteres Thema der Begegnung. Wie sind sie entstanden? Wie funktionieren sie?
Das Rezept ist einfach: nicht nur auf offiziellen Papieren, sondern durch die Begegnung von Menschen aller gesellschaftlichen Schichten. Kein exklusiver Zirkel aus Politik und Kirche trägt diese Freundschaften, sondern das normale Volk. Darüber freut sich Körber, der die Begegnungen zwischen Deutschen und Franzosen auch als Ruheständler weiter fördern und begleiten will. Es wird ihn Kraft kosten – ihm aber auch welche geben. Im Gespräch lässt er erkennen, dass Freundschaft, Harmonie und Verständigung zu seinen politischen und menschlichen Zielen zählen. Viele sagen: Ein Sozialpolitiker vom alten Schlag, der diese Bezeichnung verdient.
Das hat offenbar auch die Franzosen beeindruckt. Die Begegnung mit Susanne Wasum-Rainer, der deutschen Botschafterin in Paris, und dem früheren Außenminister Frankreichs, Roland Dumas, bleiben Körber im Gedächtnis: „Beide haben mir bestätigt, dass es für mich nicht einfach war, sich auf dem Podium dieser sicher nicht einfachen Diskussion zu stellen. Und sie haben mich gebeten, weiterzumachen.“ Menschen, die sich für die deutsch-französische Freundschaft engagieren, würden gebraucht. Auf dem Programm stand auch ein kurzer Besuch im Limousin-Haus nahe dem Kaufhaus Lafayette.
Hier präsentiert sich die Region Limousin in ihrer ganzen Vielfalt. Angedacht wurde bei diesem Gespräch, die Palette der französischen Produkte mit fränkischen Spezialitäten zu erweitern. Am wichtigsten ist für Körber aber die Begegnung mit Menschen, die eine freundschaftlich-konstruktive Zukunft suchen. „Ich habe deutlich erfahren, dass Robert Hebras, Zeitzeuge des Massakers von Oradour, um Versöhnung bittet. Als wir uns auf dem Podium die Hände gegeben haben, gab es großen Beifall.“ Krönung des Frankreich-Besuchs sei jedoch die Einladung des Bürgermeisters von Oradour gewesen, dort an den Gedenkfeierlichkeiten teilzunehmen.„Ich freue mich darauf“, sagt Körber, sichtlich bewegt.
(Thomas Kohl)